Ein Stalker ist „wahnsinnig“ verliebt oder
auch „wahnsinnig“ enttäuscht. In jedem Fall ist das was die
Opfer erdulden müssen unerträglich. Im Englischen bedeutet
to stalk: sich heranpirschen oder jagen. Wie ein Jäger
sammelt ein Stalker alle Informationen über sein Opfer, um
es zu jeder Zeit stellen zu können.
Körperliches Attackieren oder die Ausübung von
körperlicher Gewalt werden strafrechtlich durch
Gesetze erfasst. Häufig sind es Stalking-Handlungen, wie
etwa ständige Anrufe oder das Sich-Aufhalten in der Nähe
des Opfers, die den überwiegenden Anteil der Gesamtheit
aller Handlungen ausmachen. Aber bereits diese leichten
Formen rufen beim Opfer psychische und physische Reaktionen
hervor, die sich im Verlauf des Stalkings entsprechend
steigern und individuell zu ernsthaften Erkrankungen führen
können.
Täter scheinen meist ehemalige Beziehungspartner
oder abgewiesene Verehrer zu sein. Besonders schwierig,
wird die Situation, wenn es auch gemeinsame Kinder gibt. So
gelangen stalkende Ex-Ehemänner immer wieder über das
Jugendamt an die Adressen der Frauen. Als erste Konsequenz
aus der Podiumdiskussion der Frauen Union Bremen überlegt das Bremer
Jugendamt eine Weiterbildung Ihrer Sachbearbeiter
durchzuführen. Aber Stalker können auch
Arbeitskollegen und Nachbarn sein. In einigen Fällen
ist dem Opfer der Täter aber überhaupt nicht bekannt und
gehört auch nicht zum näheren persönlichen, beruflichen
oder wohnlichen Umfeld. In manchen Fällen spielt das
Phänomen der Übertragung eine Rolle, wenn ein Täter für
empfundene seelische oder körperliche Verletzungen ein
Opfer stellvertretend büßen lässt, weil es bestimmte
Merkmale aufweist, die für ihn im Bezug zum eigenen
Schicksal stehen. Ein Teil der Täter weist erhebliche
psychische Erkrankungen auf.
Ein Großteil der Opfer leidet unter vegetativen
Erscheinungen, wie etwa Unruhe (Schreckhaftigkeit),
Kopfschmerzen, Angstsymptomen, Schlafstörungen und
Magenbeschwerden und der daraus resultierenden geistigen
und körperlichen Erschöpfung. Viele sind schnell gereizt
und reagieren dann situationsbedingt unbegründet aggressiv.
Ein nicht geringer Teil der Opfer leidet unter depressiven
Verstimmungen, einige darunter unter Depressionen.
Vor allem bei Opfern, denen aufgelauert wird, oder die
körperlich verfolgt werden, zeigen sich rasch tendenziell
pathogene Verhaltensmuster, wie etwa Vermeidungsverhalten,
Abkapselung (Vereinsamung) oder Kontrollverhalten. So, wie
der Täter auf sein Opfer fixiert ist, ist durch die als
lästig und als unberechenbare Bedrohung empfundenen
Situation auch das Opfer auf den Stalker fixiert.
Nach langer und intensiver Verfolgung kann in seltenen
Fällen eine posttraumatische Belastungsstörung auftreten,
wie sie vergleichsweise bei Soldaten nach unmenschlichen
Kriegserlebnissen vorkommen kann, die diese psychisch nicht
verarbeiten konnten.
Ich setze mich für eine weitere Sensibilisierung und Schulung
von Polizei, Richtern und betroffenen Behörden ein.
Mögliche Stalking Handlungen:
- häufige Telefonanrufe/SMS (zu jeder Tages- und
Nachtzeit)
- häufiger Schriftkontakt per Brief oder E-Mail
- penetranter Aufenthalt in der Nähe (Herumtreiben)
- Verfolgen durch z.B. hinterherlaufen oder -fahren
- Kontaktaufnahme über Dritte, auch am Arbeitsplatz
- unerwünschtes Zusenden von Geschenken, Blumen
- Verbreitung von Diffamierungen und Unwahrheiten
über Internet
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- Nachrichten an der Haustür, am Auto hinterlassen
- Erkunden der Tagesabläufe
- Gleiche Freizeitaktivitäten betreiben
- Waren oder Dienstleistungen auf Namen des Opfers
bestellen
- Eindringen in Wohnung
- Zerstören von Eigentum
- Verfolgen / Aufspüren des Expartners in
Internetforen und dessen Diffamierung
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Psychologische Einteilung von Stalkern:
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Gruppe |
Motivation |
Beziehungsverhältnis |
1 |
Zurückgewiesene Stalker |
Gefühl der Demütigung, Zurückweisung u.a. |
meist Ex-Partner |
2 |
Beziehungssuchende Stalker |
Fehlwahrnehmungen der Beziehungsbereitschaft des
Opfers, häufig
Liebeswahn |
Persönliches und weiteres Umfeld des Opfers |
3 |
Intellektuell retardierte Stalker |
Ungenügende Sozialkompetenz, überschreiten Grenzen |
Persönliches und weiteres Umfeld (Nachbarschaft) |
4 |
Rachsüchtige Stalker |
sehen sich fälschlicherweise selbst als, oder sind,
Opfer der von Ihnen gestalkten Opfer |
weiteres, temporäres Umfeld (beispielsweise Arzt
oder Rechtsanwalt als Opfer) |
5 |
Erotomane, morbide, krankhafte Stalker |
Kontrolle/Dominanz
- meist psychopathische Persönlichkeit |
Persönliches und weiteres Umfeld (Nachbarschaft) |
6 |
Sadistische Stalker |
Gefühl der
Befriedigung |
Persönliches und weiteres Umfeld |